Edgar Leissing: Talking Heads, geflickte Jeans und kochende Großmütter
Edgar „Esche“ Leissing steht Vorbildern heute eher skeptisch gegenüber. „Sie werden viel zu oft wie Götter verehrt. Dabei sind es gerade die Bescheidenen, die das ganze Werk, die ganze Welt am Laufen halten.“ Selbst fällt ihm die Antwort darauf, wer ihn entscheidend prägte, nicht leicht. Die Liste probater Vorbilder seiner Kindheit reicht von Picasso bis zu seinem Cousin René, der in seiner Jugend auf Salvador Dali machte, von Arnulf Rainer, Eric Fischl und Maria Lassnig bis zu Hilma af Klint. Auch die Talking Heads, Prince, Kruder & Dorfmeister oder Dollar Brand tauchen darauf auf – und sein Vater, der der ihn schon als 12-Jährigen – in grauer Hose, weißem Hemd und blauem Blaser – auf Jazzkonzerte wie von Keith Jarrett mitnahm.
Allen voran sind es jedoch seine beiden Großmütter, die eine federführende Rolle in seiner Kindheit spielten. So habe seine Großmutter väterlicherseits als erste sein zeichnerisches Talent erkannt. „Am Schulschluss musste ich mit meiner Zeichenmappe direkt zu Ami. Sie suchte sich immer ein Blatt aus und hängte es in der Küche auf. Die ganze Wand hinter der Eckbank war voll mit Zeichnungen.“ Obwohl der Grafikdesigner und Maler heute den Traumberuf seiner Kindheit ausübt, hätte es wohl auch anders laufen können: „Wenn mein Großvater nicht schon gestorben wäre, als mein Vater ein Kind war, wäre er – und in der Folge dann auch ich – vielleicht Kaminkehrer geworden.“ Die fürsorgliche Bestätigung durch seine „Ami“ ist ihm unvergessen, ebenso wie das gemeinsame Singen und ihr „allerbester Apfelkuchen“. Zwar bescheiden und mit einfachsten Zutaten, aber dennoch unvergesslich gut kochte auch seine Oma mütterlicherseits. „Sie verarbeitete in der Küche das, was Opa aus der Gärtnerei des Klosters Riedenburg mitbrachte.“ Wenn er an seine Oma denkt, hat er außerdem das Schnurren ihrer alten Singer-Nähmaschine im Ohr und das „tollste Indianerkostüm der Welt“ vor Augen. „Das hat sie mir für den Fasching geschneidert. Ich sah ihr viel zu und lernte, selbst zu nähen. Kaum landeten meine alten, löchrigen Jeans im Abfallkübel, habe ich sie wieder rausgefischt und geflickt.“
Seine kochenden Omas, „Buckelkrätza“, sein Zimmer und der Birnbaum im Garten haben ihm in seiner Kindheit gutgetan. Kindern wünscht er viele Streicheleinheiten, Umarmungen und Menschen, die sie bestärken, an sich selbst zu glauben. „Denn in jedem Kind steckt ein Talent, es muss nur erkannt und gefördert werden.“ Und für Perspektivengeber, die Bodenhaftung geben und zu Feuerwerken inspirieren, ist es nie zu spät – auch dafür ist der Bregenzer ein Beispiel: „„Ich möchte einer dritten Perspektivengeberin danken – meiner Frau Angie, der Liebe meines Lebens, die seit 40 Jahren an meiner Seite ist, mich nach Niederlagen wieder aufbaut und mir zuspricht, die mich geduldig aus Sackgassen führt und mich ermutigt, neue Wege einzuschlagen.“
Steckbrief Edgar Leissing
Aufgewachsen in: Bregenz
Lebt heute in: Schwarzach
Vorbild damals: Ami und Oma (seine Großmütter)
Vorbild heute: keines
Traumberuf als Kind: Künstler
Beruf heute: Grafik-Designer und Künstler, edgar.leissing@esche.at
Lieblingsplatz damals: „mein Zimmer und der Birnbaum im Garten“
Lieblingsplatz heute: „unser neues Atelier/Haus in Schwarzach“
Perspektivengeber:innen: Ami (Großmutter väterlicherseits), Oma (Großmutter mütterlicherseits)
Als Kind bekannt für: seine ruhige Art
Heute bekannt für: „Das müssen andere beurteilen.“
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