Jürgen Zimmermann: Daniel Düsentrieb mit „Goscha“
Schon als Sprössling durfte sich Jürgen Zimmermann kreativ ausleben. Seinen Eltern ist er dankbar, dass seine Schaffens- und Baulust auch vor deren Schlafzimmer nicht halt machen musste. „Aus Mekano habe ich eine Krananlage gebaut, die fast die gesamte Wohnfläche umfasste. Mein Vater musste beim Aufstehen über das Bett von der Mama steigen und die Kastentüre ging nur noch einen Spalt breit auf“, erinnert sich der 1941 in Leipzig geborene und in der Landeshauptstadt aufgewachsene Bregenzer. Mit seinen zwei Brüdern war er im „Bürahüsle“ hinter der Gebhardsapotheke zuhause, wo die Familie zu fünft auf 50 Quadratmetern lebte. „Ich hatte trotzdem alles und meine Werkstatt war unter dem Stockbett. Meine Eltern ließen mich machen und tun und ausprobieren.“ Inspiriert vom Vater, der Schreinermeister war, liebte er alles, was mit Handwerk zu tun hatte. Auch in der Werkstatt des Nachbarn, einem HTL-Ingenieur und Erfinder, konnte er „mitschaffa“. Noch mehr zu entdecken gab es aber draußen in der freien Wildbahn. „Unser Abenteuerspielplatz reichte von der Bregenzerachmündung bis zum Gebhardsberg. Einzige Regel war, dass wir zum Abendessen um sieben gewaschen am Tisch sitzen mussten.“
Er habe eine „warme Kindheit“ erlebt und sich trotz materieller Armut nie arm gefühlt, erzählt Jürgen Zimmermann. Auch die Episode, als er im Alter von acht Jahren zum „Aufpäppeln“ zu einer Schweizer Familie kam, hat der Tausendsassa als „besonders tolle Zeit“ abgespeichert. „Die Hauptgründe: Ich musste nicht in die Schule, weil ich von einem pensionierten Schuldirektor Unterricht erhielt, und ich wurde mit Kleidern für zwei Jahre ausgestattet.“ Darüber hinaus boten drei Wochen Sommerferien in Schönenbach mit Kaplan Hugo Kleinbrod viele Freiräume. „Nur den Schlafsaal mussten wir aufräumen, sonst konnten wir tun und lassen, was wir wollten.“
In die bunte Riege seiner Perspektivengeber reihen sich ganz oben „sagenhafte Lehrer an der Hauptschule“ ein. Das Sitzenbleiben wegen Mathe in der ersten Klasse bezeichnet er als Riesenglück. „Danach war ich ein Spitzenschüler, der ohne Mühe gute Noten schaffte.“ Und das trotz „vorlauter Art und großer Goscha“ – für letztere ist immer noch bekannt. Richtungsweisend für seine ungewöhnlich vielseitige und erfolgreiche Berufslaufbahn waren auch seine beiden Lehrlingsausbildner. Bevor der umtriebige Geschäftsmann bereits mit 24 gemeinsam mit seiner Frau Hannelore sein erstes Unternehmen gründete, absolvierte er zwei Lehrausbildungen. „Zuerst als Zahntechniker und dann in meinem Traumberuf als Grafiker. Meine Lehrherren waren lebensprägende Menschen. Statt Kritik und Schimpfen standen Vertrauen und Unterstützung auf dem Lehrplan. „Ihr Credo: machen lassen statt bremsen. Sie vertrauten in meine Fähigkeiten. Das ließ mich mutig und entscheidungsfreudig werden.“
Angesichts der vielen Fähigkeiten, die er in seinem Leben schon unter Beweis stellte, und seines nahezu unbegrenzten Erfindungstalents bezeichnet er sich selbst als „Autodidakten“. Mittlerweile ist er zudem Schiffsplaner und -erbauer und hat sich als Retter des historischen Bodenseeschiffs „MS Österreich“ einen Namen gemacht. Kindern wünscht der Gründer des Familienunternehmens „ZIMM“ eine Werkstatt und Freiheitsspielräume: „Die Welt ist offen, sie wartet auf dich!“
Steckbrief Jürgen Zimmermann
Aufgewachsen in: Bregenz
Lebt heute in: Bregenz und Bildstein
Traumberuf damals: Grafiker
Beruf heute: Zahntechniker, Grafiker, Architekt, Bauleiter, Werkzeugbauer, Gründer des Familienunternehmens ZIMM, Ex-Präsident der Bregenzer Faschingsgesellschaft, Restaurator der Nepomukkapelle, Initiator und Planer für die Rekonstruktion und Rettung des Museumsschiffs MS Österreich, insgesamt 61 Vollberufsjahre
Vorbild damals: seine Mutter und sein Vater
Perspektivengeber:innen: u. a. seine Eltern, sein Nachbar aus der Kindheit, gute Lehrer, seine Lehrherren
Lieblingsplatz früher: Platz am See in der Mehrerau, Spielgebiet von der Bregenzerachmündung bis zum Gebhardsberg
Lieblingsplatz heute: der große Garten mit Bahnanlage beim Haus in Bildstein
Als Kind bekannt für: seine vorlaute Art und seine „Goscha“
Heute bekannt für: seine „Goscha
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