Patricia Pfanner: Kick it like Patricia
Fußball und Patricia – da passt kein Blatt dazwischen. Schon als Kind wollte sie Profifußballerin werden. Heute ist dieser Traum ein konkretes Ziel, für das sie hart trainiert und auf vieles verzichtet. Begonnen hat alles beim FC Lauterach. Ihren damaligen Jugendcoach nennt sie stellvertretend für eine ganze Riege an Trainern und Betreuer:innen als richtungsweisenden Perspektivengeber. „Martin hat mich von Beginn an wertgeschätzt und respektiert. Er hat mich in die Bubenmannschaft voll integriert und mich gleich wie die Jungs behandelt“, erzählt Patricia. Dass ihr Lauteracher Trainer ihr Potenzial erkannte und das junge Fußballtalent in der Fußball-Akademie Mehrerau anmeldete, brachte den Ball so richtig ins Rollen. Als einziges Mädchen in einer reinen Bubenklasse habe sie anfangs einiges schlucken müssen und natürlich sei es nicht immer einfach gewesen, alleine in einer Männerdomäne zu bestehen. „Angefangen bei den Kabinen musste immer wieder eine Extrawurst für mich gefunden werden“, erinnert sie sich. Letztlich konnte sie sich aber dank ihrer Leistungen und ihrer fröhlichen, offenen Art sowohl in der Klasse als auch am Platz gut behaupten. „Wir hatten viel Spaß und ich fühlte mich bei den Jungs sehr wohl.“
Vor allem aber waren es ihre „sportlichen Eltern“ – für Patricia ihre unangefochtenen Perspektivengeber Nummer eins –, die sie in ihrer Leidenschaft für den Fußball bestärkten. „Zu jedem Zeitpunkt taten sie, was möglich war, um mich zu unterstützen. Egal, ob es eine Fahrt zum Training war, eine wichtige Entscheidung gefällt werden musste oder ich wieder mal neue Fußballschuhe brauchte. Auf meine Mama und meinen Papa konnte ich zählen.“ Denn ob Fußball einen so bedeutenden Teil ihres Lebens ausmachen sollte, galt es immer wieder neu zu bewerten. „Meine bisher schwierigste Entscheidung war, ob ich mit 15 den großen Schritt nach St. Pölten in die ÖFB Frauen-Akademie wagen sollte. Es bedeutete, in einem Internat sechs Zugstunden von Daheim entfernt zu leben.“ Als erste Vorarlbergerin machte sie diesen mutigen Schritt, der sie in eine sehr frühe Selbstständigkeit katapultierte, die ihr nach wie vor viel abverlangt. Bereits mit knapp 16 Jahren verbrachte sie die Wochenenden und Ferien in der eigenen WG – Wäschewaschen und Kochen inbegriffen. „Es ist nicht immer einfach, 600 Kilometer weit weg, ohne Mama und Papa in Reichweite, die dich aufpäppeln und trösten, wenn’s mal nicht so läuft.“ Heute zieht es die heimatverbundene Patricia wann immer möglich ins Ländle – um im Kreise ihrer Familie aufzutanken und am geliebten Bodensee einmal nicht an Fußball zu denken.
Patricia ist stolz auf ihre bisherigen Meilensteine: die Teilnahme an der Europameisterschaft 2019 mit dem österreichischen U17-Frauennationalteam und die Etablierung als Stammspielerin im U19-Nationalteam beispielsweise. Dass sie sehr fokussiert und klar ist, kommt der starken jungen Frau zugute. Auf Fußball will sie dennoch nicht reduziert werden. Jetzt heißt es erst einmal, die Matura zu schaffen und dann ein Studium ins Auge zu fassen. Profifußballerin zu werden ist aber nach wie vor ihr großes Ziel. Dafür pendelt sie derzeit viermal wöchentlich von St. Pölten nach Wien zum Training bei ihrem neuen Verein „First Vienna FC“. Sie gibt ihr Bestes, um den Sprung ins österreichische Frauennationalteam zu schaffen, unterzieht ihre Ambitionen aber auch immer wieder einem Realitätscheck. Denn bei aller Leidenschaft für diesen Sport weiß sie, dass die Luft ganz oben extrem dünn ist und schon eine Verletzung genügen kann, um ihren Traum platzen zu lassen.
Das Leben hat viele Facetten, meint Patricia, die es nie ins Rampenlicht zog. Lieber schaut sie sich alles mit ein wenig Abstand, dafür umso genauer an, um dann ganz bewusst die Richtung zu bestimmen. Fußballbegeisterten Mädchen rät sie: „Traut euch, das zu tun, was euch Spaß macht, und auch mit und gegen Burschen zu spielen. Macht euer eigenes Ding!“
Steckbrief Patricia Pfanner
Aufgewachsen in: Lauterach
Lebt heute in: St. Pölten
Vorbild damals: Lionel Messi
Vorbild heute: ihr Bruder
Traumberuf als Kind: Fußballerin, Physiotherapeutin
Beruf heute: Schülerin
Lieblingsplatz damals: der Fußballplatz
Lieblingsplatz heute: der Fußballplatz, der Bodensee
Perspektivengeber:innen: ihre Eltern, ihr Jugendfußballtrainer Martin Gfall vom FC Lauterach
Als Kind bekannt für: ihr sonniges Gemüt
Heute bekannt für: ihre ruhige, gelassene Art
Werden Sie zu einem:r Perspektivengeber:in unter dem Motto „Kinder vor!“
Geben Sie den Kindern Vorarlbergs die Möglichkeit, ihre Zukunft mitzugestalten. Lassen Sie Ihren Worten Taten folgen. Ganz egal, ob es eigene Ideen oder laufende Projekte des Vorarlberger Kinderdorfs sind – wir freuen uns über Ihr Engagement. Die Geschichten, die daraus entstehen, werden unter „Perspektiven“ auf „Wir KINDER VORarlbergs“ veröffentlicht. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!
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