Sein Göte war Bildhauer und für Tobias Albrecht Vorbild und Identifikationsfigur. „Es hat mich fasziniert, wie er aus dem harten Stein sublime Formen präzise und mit doch so zarten Linien herausarbeiten konnte“, erinnert sich der heute als Schulqualitätsmanager tätige Lehrer. „Ich muss damals beim Zuschauen schon begriffen haben, dass es im Leben – auch eines Künstlers und Intellektuellen – immer das Handgreifliche braucht.“ 

Von klein auf war er beeindruckt vom Mut seines Perspektivengebers Nummer eins, der mit seiner Kunst Hierarchien hinterfragte. „Vor meiner Schule lag eine seiner Skulpturen: Gulliver. Ich habe das bewundert, dass er in einer Zeit des Konservativismus nach Macht und Ohnmacht fragte, nach dem Oben und dem Unten. Denn darum dreht sich ja die Erzählung von Jonathan Swift. Und dann die Figur vor einer Schule zu platzieren, in der damals die Macht streng hierarchisch war – als Mahnung an uns Nachgeborene.“ Seine Eltern, seinen Göte und die Freunde der Familie beschreibt er als Menschen, die sich als Zeitgenossen der Moderne verpflichtet fühlten, zugleich aber fest im Bregenzerwald verwurzelt waren. „Diese Diskrepanz spürte ich früh. Aber ich habe gelernt, dass man Widersprüche in sich vereinen darf und das auch persönliche Freiheit bedeutet“, so der 56-Jährige. 

Aufgewachsen in der Bregenzer Oberstadt denkt er besonders gerne an Fußball im alten Gefängnishof und endlose Sommertage in der „Mili“ zurück. Er sei als Bub für seine folgsame Art bekannt gewesen, meint Tobias. Heute zeichnet ihn seine Widerständigkeit aus. „Das ist die zweite Seite der Folgsamkeit: Ich bin folgsam gegenüber den Unfolgsamen. Die Welt verändert sich und wir müssen das auch tun – die Welt neu denken und neu sehen. Mit neuen Farben und Formen erfüllen.“ Orte und Menschen, wo Kinder sie selbst sein können, wünscht er allen Kleinen, die heute groß werden: „Geben wir Kindern eine Perspektive, indem wir sie träumen und an ihre Träume glauben lassen.“ Der Rat an sein Kinder-Selbst? „Bleib nicht bei dir. Bleib immer ganz nah bei denen, die du liebst.“