Neue Formen der Pflegschaft in Vorarlberg
Wenn Kinder und Jugendliche nicht mehr bei ihren Eltern leben können, braucht es Menschen, die ihnen einen Platz in ihrem Leben, Sicherheit und Geborgenheit geben. Das Vorarlberger Kinderdorf begleitet seit fast drei Jahrzehnten Pflegefamilien in ihrer so herausfordernden wie bereichernden Aufgabe.
Dauerpflege
Von „Dauerpflege“ wird dann gesprochen, wenn Kind für unbefristete Zeit in einer Pflegefamilie untergebracht wird. Eine Rückführung dieser Kinder oder Jugendlichen in ihr Herkunftssystem ist vorerst nicht geplant, auch wenn geregelte Besuchskontakte mit den Herkunftsfamilien ein wichtiger Teil der Arbeit sind. Pflegschaftsverhältnisse dauern im Durchschnitt zwölf Jahre. Viele Pflegeeltern halten den Kontakt mit ihren Pflegekindern allerdings lebenslang. Seit Kurzem bestehen über die Dauerpflege hinaus neue bzw. erweiterte Möglichkeiten der Pflegschaft:
Bereitschaftspflege
Das bisherige Angebot der „Krisenpflege“ wurde ausgeweitet. Jährlich werden ca. 25 Kinder in Vorarlberg im Alter bis zu fünf Jahren in akuten familiären Krisen von Pflegefamilien liebevoll umsorgt. Bereitschaftspflegefamilien (bisher: Krisenpflegefamilien) geben Kindern für einen begrenzten Zeitraum Sicherheit, Schutz und Geborgenheit. Bei Bedarf kann die Betreuung jetzt bis zu zwei Jahre lang dauern. Konzipiert ist das Angebot für jene Kinder, bei denen eine Kindeswohlgefährdung im Raum steht und deren weitere Perspektive beispielsweise aufgrund eines laufenden Gerichtsverfahrens ungewiss ist. Die Bereitschaftspflege ist auch für Kinder, deren Eltern unerwartet durch Unfall oder Tod ausfallen sowie für Eltern, die ohne geeignete Betreuungsperson einen Krankenhausaufenthalt planen müssen. Mehr Infos zur Bereitschaftspflege
Entlastungspflege
Eine neue Form der Pflegschaft bietet die „Entlastungspflege“, durch die eine Fremdunterbringung möglichst verhindert werden soll. Das Angebot soll auch Pflegeeltern, die sich um ein Kind mit starker Beeinträchtigung kümmern, kurzzeitig entlasten. Diese Form der Pflege ist am Bedarf der Familie und des Kindes orientiert. Entscheidend ist, dass der Lebensmittelpunkt des Kindes bei den Eltern(-teilen) bzw. bei der bisherigen Bezugs- bzw. Betreuungsperson bleibt.
Verwandten- und Netzwerkpflege
Bei dieser Form der Pflegschaft wird systematisch und partizipativ die Chance der alternativen Unterbringung von Kindern bei Verwandten oder bei Menschen im sozialen Umfeld des Kindes geprüft. Das Angebot wird vorerst als Pilotprojekt im Bezirk Bregenz bis Ende 2025 in Kooperation mit der Abteilung Kinder- und Jugendhilfe der Bezirkshauptmannschft Bregenz durchgeführt. Durch diesen sozialraumorientierten Ansatz sollen Ressourcen im sozialen Umfeld ausgelotet und das Kindeswohl durch Verantwortungsübernahme im Familiensystem gefördert werden.
Schon einmal mit dem Gedanken gespielt, ein Pflegekind aufzunehmen?
Für diese unterschiedlichen Pflegschaftsformen ist eine Vielfalt an Familienmodellen gefragt. Angesprochen sind interessierte Personen unabhängig von Gender, Herkunft oder Familienstand. Vermehrt sollen auch Einzelpersonen für diese Aufgabe begeistert werden. Potenzielle Pflegeeltern müssen die Bereitschaft mitbringen, sich auf das Thema „Pflege und Erziehung“ einzulassen, sich ihrer Rolle bewusst sein und sich vorstellen können, ein Kind bzw. eine:n Jugendliche:n bei sich zu Hause aufzunehmen und die Elternfunktion auszuüben.
Wir informieren Sie gerne unverbindlich
Pflegekinderhilfe des
Vorarlberger Kinderdorfs
Ringstraße 15, 6830 Rankweil
T +43 5522 82253-7019, pflegekinderhilfe@voki.at
Wir danken dem Land Vorarlberg und den Vorarlberger Gemeinden für ihre Unterstützung.