„Wir sind oft zu spät dran“
Die Zunahme psychischer und chronischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen ist alarmierend. Experten drängen auf Prävention, um Schutzfaktoren zu verstärken.
Im Rahmen einer Pressekonferenz mit Christoph Hackspiel als Vorstandsmitglied der Liga für Kinder- und Jugendgesundheit betonte Familienministerin Sophie Karmasin die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen und Projekte, um negativen gesundheitlichen Trends bei Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken.
Jeder fünfte Jugendliche hat psychische Probleme
Falsche Ernährung, Bewegungsmangel und Überlastung der Eltern seien nur einige Faktoren, die Einflüsse auf die körperliche, soziale und psychische Entwicklung der Kinder haben. Vor allem psychische Erkrankungen wie Ess- oder Angst-Störungen und chronische Erkrankungen (u. a. Diabetes, Asthma, Neurodermitis, Krebs) seien im Vormarsch. Bereits 16% der 11- bis 15-Jährigen in Österreich seien chronisch krank, jeder fünfte Jugendliche habe psychische Probleme.
Elternkompetenz und Widerstandskraft der Kinder stärken
Christoph Hackspiel unterstrich die Notwendigkeit von „Schutzfaktoren, die psychische Erkrankungen minimieren oder im besten Fall verhindern“. Es gelte, die Vorbeugung zu verstärken, so der Psychologe und Geschäftsführer des Vorarlberger Kinderdorfs, denn „wir sind oft zu spät dran“. Ein Ausbau der Prävention bzw. Frühen Hilfen und qualitativ hochwertiger Kinderbetreuungseinrichtungen ebenso wie eine Stärkung der Elternkompetenz und der psychischen Widerstandskraft von Kindern seien ein Gebot der Stunde.
Chancen für Kinder sind Chancen für die Gesellschaft
„Psychosoziale Erkrankungen von Kindern können nicht nur auf der individuellen Ebene Beeinträchtigungen auslösen, sondern auch auf der wirtschaftlichen, wie höhere Gesundheitskosten oder Arbeitsausfallskosten im Erwachsenenalter“, hält Christoph Hackspiel fest. „Was wir heute in das Wohlergehen und die Stärkung von Kindern und Jugendlichen investieren, wirkt sich auf ihre Lebensqualität und -chancen aus, hat aber auch gesamtgesellschaftlich positive Folgen.“ Derzeit sind 20 Prozent der Bevölkerung Kinder und Jugendliche, aber nur 5,8 Prozent der Gesundheitsausgaben entfallen auf diese Altersgruppe.