07/03/2018 – Generation Supercool
Jung sein ist in der Erfolgsgesellschaft so heterogen wie nie. „Jugend“ bietet ungeahnte Freiräume, verlangt aber auch hohe Kompetenzen.
Zum einen ist die Lebensphase „Jugend“ geprägt von großen Freiräumen für die Gestaltung und zum Experimentieren. Für das sinnvolle Nutzen dieser Freiräume brauchen die Jugendlichen aber außergewöhnliche Kompetenzen.
Sicherheit wird wichtiger
Der Wohlfahrtsstaat befindet sich im Umbruch und gewohnte Sicherheiten beginnen zu bröckeln. Studienergebnisse zeigen, dass junge Menschen immer stärker nach Sicherheit und Halt streben. Lebensbereiche, von denen angenommen wird, dass sie Sicherheit geben, werden für sie wieder wichtiger. Zu diesen Lebensbereichen gehören: Familie, FreundInnen, gute Ausbildungs- und Berufschancen und Freizeit. Vor allem vom sozialen Nahbereich wird Geborgenheit und Sicherheit erwartet. Daraus ergbit sich die Gefahr, dass diese Lebensbereiche zu sehr idealisiert werden und mit den realen Lebensumständen schwer zu vereinbaren sind.
Jugendliche unter Druck
Jugendliche fühlen sich in der Leistungsgesellschaft zunehmend auf sich allein gestellt. Oft fehlt ihnen das Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen und die Politik. Ein Drittel der österreichischen 14- bis 29-Jährigen bewertet die gesellschaftliche Zukunft eher düster. Die Jugendforschung belegt, dass sich ein Teil der Jugendlichen durch das Bildungssystem, durch soziale Erwartungen – vor allem Leistungserwartungen – unter Druck gesetzt fühlen und diesbezüglich Stress empfinden. Wie gehen Jugendliche mit der empfundenen Unsicherheit und mit dem Druck um? Eine Strategie ist das Streben nach Sicherheit. Eine weitere Form des Umgangs lässt sich durch die „Generation Supercool“ beschreiben.
Coolness als Schutzhülle
Eine Gesellschaft, die von vielfältigen Unsicherheiten, Krisen sowie Abstiegsängsten geprägt ist, befördert das Entstehen einer gefühlslosen und unberührbaren Kultur. In dieser Kultur steht nicht mehr der Inhalt im Fokus, sondern „wie etwas präsentiert wird“. Die Selbstdarstellungsfähigkeit rückt ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Tiefsinn wird eher versucht zu vermeiden und Gefühlen der Überforderung und Unsicherheit wird mit Distanz, Ironie und Coolness begegnet. In diesem Zusammenhang gilt die Coolness als Schutzhülle – als Umgangsstrategie.
Chance für Partizipation und Perspektivenwechsel
Wie können wir damit umgehen? Jugendliche wünschen sich, dass die Erwartungen an sie heruntergeschraubt werden und der Leistungsdruck reduziert wird. Zudem ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen Raum für das Artikulieren ihrer Gefühle und Ängste zu geben. Freizeit soll auch weiterhin Möglichkeiten zur Selbstbestimmtheit für Jugendliche bieten. Und auch Partizipationsmöglichkeiten für gesellschaftliche Belange stellen eine Möglichkeit dar, um jungen Menschen eine Stimme zu geben und gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie gesellschaftliche Teilnahme zu fördern. Zudem bieten sie Chancen, andere Sichtweisen zu entwickeln, die vielleicht abseits bestehender marktwirtschaftlicher Ideologien angesiedelt sind.
Autorin: Raphaela Kohout, Institut für Jugendkultur, Wien
Die Vortragsreihe „Wertvolle Kinder“ des Vorarlberger Kinderdorfs wird in Kooperation mit dem ORF Vorarlberg und Russmedia durchgeführt und vom Land Vorarlberg – Fachbereich Jugend und Familie – unterstützt.