Lydias Geschichte
Die kleine Lydia kam nicht besonders gerne zu uns ins Kinderdorf. Das Suchtverhalten der Eltern, die Auffälligkeiten in der Schule und die Beschwerden der Nachbarn, die das Kind oft stundenlang schreien hörten, machten jedoch eine Fremdunterbringung unumgänglich.
Nach einiger Zeit und liebevoller Zuwendung konnte sich Lydia darauf einstellen, dass plötzlich andere Erwachsene etwas zu sagen hatten und es Regeln gab, die sie einhalten sollte.
Es bedarf der Gewöhnung, wenn plötzlich Regelmäßigkeit gelebt wird. Heute aber weiß Lydia, dass es gut für sie ist, hier zu sein. Sie hat gleichaltrige Freunde, und sie hat erwachsene Freunde. In der Schule ist sie besser geworden. Und sie versteht mehr und mehr, dass es zu Hause nicht gut gegangen wäre. Schon heute ist es Lydia wichtig, es selbst einmal besser zu machen – eines Tages, wenn sie eigene Kinder hat.
Die Geschichte von Lydia ist ein Beispiel unter vielen. Auch wenn es in Vorarlberg noch oft genug auch materielle Not gibt – in erster Linie ist es die seelische Not, mit der wir in unserer Arbeit täglich konfrontiert sind. Es sind schmerzliche Erfahrungen, die Kinder miterleben mussten, bevor sie zu uns ins Kinderdorf Kronhalde kommen: Sie wurden beiseitegeschoben, vergessen, seelisch und oft auch körperlich verletzt. Sie müssen vieles verarbeiten; ein geschütztes Zuhause und somit Geborgenheit und Liebe haben sie nur bruchstückhaft erlebt.
Um die seelische Not der Kinder zu lindern, bemühen sich die Mitarbeiter:innen des Vorarlberger Kinderdorfs, eine Umgebung zu schaffen, in der Kinder sich liebevoll angenommen fühlen. Gleichzeitig geht es auch darum, den Eltern der Kinder ihren Platz zu geben. Der geborgene und sichere Rahmen, der Halt und das Miteinander unserer Dorfgemeinschaft ermöglicht gefährdeten Kindern wie Lydia eine Zukunft. Darin liegt unsere Stärke.