Kinder sollten froh sein können
Sarah war zehn, als ihre Familie eine Begleitung bekam. In der Familienunterstützung sollte es eigentlich um ihre schwer kranke Schwester gehen. Sarah wurde wie so oft vergessen.
An kleinen Schwierigkeiten zeigte sich, dass auch Sarah etwas brauchte. Sie hatte Konzentrationsprobleme in der Schule, wirkte unruhig, verträumt. Die Erledigung der Hausaufgaben war mühsam, immer wieder fand das Mädchen Ausflüchte. Einschlafen konnte Sarah nur im Bett ihrer Mutter. Im eigenen Zimmer fürchtete sie sich und kam nicht zur Ruhe.
Niemand hört zu
Kinder mit Depressionen sind oft blass. Sie wirken unbeholfen oder überkontrolliert und bieten Angriffsfläche für Mobbing. Sie haben wenige Freunde, reden nicht viel, und wenn sie etwas sagen, hört ihnen niemand zu. Sie schlafen schlecht, sind ängstlich und es gelingt ihnen einfach fast nie, unbeschwert zu sein.
Nur nicht auffallen
Auch Sarah ging meist ihren eigenen Weg. In der Nachmittagsbetreuung entwickelte sie eine Strategie, um sich aus der Gruppe zurückzuziehen, sich „unsichtbar“ zu machen. Sie schaukelte an einem Tau, das in einem der Räume von der Decke hing. Gruppenaktivitäten verweigerte sie. Die Zehnjährige konnte für nichts begeistert werden und wollte vor allem eines: nur nicht auffallen.
Neue, echte Freunde
Das änderte sich erst, als Sarah an einer Mädchengruppe mit Körperarbeit und Entspannungstechniken teilnahm. Bald waren Erfolge sichtbar: Sarah war aktiver, konzentrierter und besser in der Schule. Nach einiger Zeit konnte das Mädchen sich auch selbst über ihre Erfolge freuen – und sich von Annabell verabschieden, ihrem Seil, mit dem sie so viel Zeit verbracht hatte. Sie hatte jetzt andere, echte Freundschaften geschlossen.