Kinder vor! 70 Jahre Vorarlberger Kinderdorf
70 Jahre Vorarlberger Kinderdorf, das sind 70 bewegte Jahre des unermüdlichen Einsatzes für benachteiligte Kinder. Hugo Kleinbrod, der Gründer des Vorarlberger Kinderdorfs, hatte zeitlebens das Anliegen, Kindern neuen Lebensmut zu geben. Er tat dies mit Güte und Humor, aber auch mit unvergleichlichem Engagement für verlassene und von der Gesellschaft vergessene Kinder.
Solidarisches Netzwerk
Seit der Gründung entwickelte sich das Vorarlberger Kinderdorf zu einem umfassenden Netzwerk der Solidarität. Rund 350 Mitarbeitende unterstützen mehr als 3300 Kinder, Jugendliche und deren Familien in Vorarlberg. Die Wurzeln liegen im Bregenzerwald, wo Hugo Kleinbrod Ferienaktionen für verwaiste und hungernde Kindern veranstaltete. Als Geburtsstätte gilt das Ferienheim in Schönenbach, das im Vorjahr neu eröffnet werden konnte. 1951 wurde auf Initiative von Hugo Kleinbrod der Verein „Kinderdorf Vorarlberg“ gegründet, der 1991 in „Vorarlberger Kinderdorf“ umbenannt wurde. 1968 ging in Au-Rehmen die Einweihung des Kinderdorfs Vorarlberg über die Bühne. Die Übersiedlung nach Bregenz erfolgte Mitte der 70er Jahre.
Eine neue Ära
Eine neue Ära begann mit dem Eintritt des Psychologen Christoph Hackspiel 1984. In seiner fast 40-jährigen Geschäftsführung trieb er die Weiterentwicklung und Professionalisierung zur größten privaten Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe voran. Er kämpfte vehement darum, Ressourcen vor allem für benachteiligte Kinder zu mobilisieren. Neben den Kinderdorffamilien entstanden die Auffanggruppe und der ambulante Familiendienst, der sich verstärkt der Unterstützung vielfältig belasteter Eltern und Familien widmete. Der Pflegekinderdienst, die Paedakoop mit Wohngruppen, teilstationärer und schulischer Betreuung, Besuchscafé, Krisenpflege und viele weitere Angebote wurden ins Leben gerufen. Zudem entstanden innovative Präventionsbereiche wie Familienimpulse und Netzwerk Familie. Der möglichst frühen Hilfe für erschöpfte Familien galt gerade im vergangenen Jahrzehnt das große Augenmerk der Kinderschutzeinrichtung, die sich als Lobby für Kinder versteht und sich für Kinderrechte, Kinderschutz und gleiche Chancen stark macht.
Kindern neuen Lebensmut geben
Bei allen Veränderungen bleibt das Motto von Hugo Kleinbrod, Kindern neuen Lebensmut zu geben, ungebrochen lebendig. Denn etwa 20 Prozent aller Kinder im reichen Vorarlberg sind von Armut betroffen, von Gewalt und Vernachlässigung. Nach wie vor hängen die Chancen von Kindern davon ab, in welches Elternhaus sie geboren werden. Als Lobby für Kinder sieht das Vorarlberger Kinderdorf es als zentrale Aufgabe, Kindern eine Stimme zu geben und ein Netzwerk zu schaffen, das sich für ihren Schutz, ihre Rechte und Chancen einsetzt.
Kinder vor! Initiative will bewegen
„Kinder vor!“ heißt es deshalb auch zum 70. Geburtstag des Vorarlberger Kinderdorfs. Mit der Initiative „Wir KINDER VORarlbergs!“ soll vor allem eines erreicht werden: Kinder und ihre Bedürfnisse in den Fokus zu stellen. 70 Persönlichkeiten – querbeet durch alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens – erzählen, wer ihnen in ihrer Kindheit Mut machte und so ihren Werdegang prägte. Den Worten sollen konkrete Projekte folgen, die neue Chancen für Kinder eröffnen. Mit der Bewegung ruft das Vorarlberger Kinderdorf dazu auf, sich gemeinsam stark für Kinder zu machen – für ein kindgerechtes Vorarlberg und eine Zukunft, die so bunt ist wie der Blick durch ein Kaleidoskop. Denn es liegt an uns allen, was aus Kindern wird.